
Ein Abend, der optimistisch stimmt
Die Reaktionen im Publikum waren bisweilen begeistert, überwiegend zumindest zustimmend, vereinzelt aber wurde auch Skepsis und Kritik laut: Der Schweizer Star-Architekt Max Dudler stellte seine Pläne für einen „Burgturm“ auf Einladung des Fördervereins Historischer Burgberg vor. Das Projekt und folgerichtig die Präsentation treffen offenkundig einen Nerv, der Rittersaal im Bündheimer Schloss war mit etwa 90 Interessenten gut besucht.

Dirk Junicke, Vorsitzender des Fördervereins, leitete in den Abend ein, indem er die Ideen rund um den Burgberg und die Harzburg skizzierte. Dabei ist das Projekt „Turm und Besucherzentrum“ vor allem das zentrale und weithin sichtbare Element einer umfassenden Bewusstmachung der Harzburg als wesentlichem Element Harzer und deutscher Geschichte.
Derzeit, so Junicke, werde viel zu wenig von dieser großen Historie der „Mutter aller Harzburgen“ vermittelt, ein Burgen-Informations- und Forschungszentrum könnte und soll hier Abhilfe schaffen. „Scientainment“, die unterhaltsame Form der Wissensvermittlung, heißt das Zauberwort, mit dem unter anderem der vor allem in Europa starke „Burgentourismus“ zusätzlich gestärkt werden soll.
Max Dudler, dessen Arbeiten unter anderem am Hambacher Schloss vielfach ausgezeichnet wurden, vermittelte mit einer Tour d’Horizon seines Schaffens die Idee, die ihn und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihren Projekten treibt.
Nichts sei wichtiger als die Menschen, die es am gesamten Prozess zu beteiligen gelte. Am Ende solle ein „Ort des Zusammentreffens“ geschaffen werden. Wobei als Ausgangspunkt der Planungen stets die Geschichte stehe, werde sie über moderne Architektur in die Gegenwart und die Zukunft transformiert, „kann man nicht mehr so viel falsch machen“ (Dudler).

Den eigentlichen Entwurf für Turm und Besucherzentrum präsentierte die Architektin Silke Meier zu Evenhausen aus dem Berliner Büro Max Dudlers. Das Projekt sei geprägt von einer Architektur der Klarheit, die die Besucher auch führt. Und dies im Turm sozusagen von Ausstellungsbereich zu Ausstellungsbereich über sieben Stockwerke auf eine Aussichtsplattform, die vor allem auch einen erhellenden Blick auf die Burgreste erlaubt und diese damit erlebbar(er) macht.
Raffiniert die „gegenläufigen“ Treppenauf- und -abgänge, aber selbstverständlich soll auch ein Fahrstuhl den Weg hinauf auf den Turm erleichtern. Insgesamt greift der Entwurf den Verlauf von Mauern und Bauten der alten Burg auf, um ein Gefühl für die einst wehrhafte Anlage zu vermitteln.
Silke Duda-Koch, Geschäftsführerin der Bad Harzburger Marketingagentur Design Office, moderierte die sich anschließende Frage-Antwort-Runde, in der zwangsläufig noch nicht alle Fragen abschließend beantwortet werden konnten. Dies galt insbesondere auch für die „Frage aller Fragen nach der Finanzierung“. Alles in allem, so Junicke, müsse mit Kosten in Höhe von 7 Millionen Euro gerechnet werden.
Eine gewaltige Summe, die der Förderverein natürlich nicht einfach so aufbringen kann. Der Vorstand setzt aber darauf, dass sich Geschichte in Bad Harzburg wiederholen möge. In mehrfacher Hinsicht: Erinnert wurde an den Bau der Lutherkirche, zu dem ebenso wie rund 100 Jahre später zum Jungbrunnen spendable Bürgerinnen und Bürger der Kurstadt erhebliche Mittel beisteuerten. Und wie beim Baumwipfelpfad, so Junicke, müsse auch auf Fördermittel gehofft werden – die es aber auch nur gebe, wenn man etwas zu bieten habe,

In der Diskussion wurden noch viele Detailfragen gestellt (ausführlicher Bericht folgt), eine der wesentlichsten Fragen allerdings galt dem Denkmalschutz. Wobei der Vorstand des Fördervereins von „ersten entspannten und positiven Gesprächen“ mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Landkreis Goslar berichtete, bei denen der Name und des Renommee Dudlers ein erstklassiges Entree gewesen seien.
Bevor der Stumpf des sogenannten Pulverturms überbaut werden dürfte, müssten allerdings archäologische Untersuchungen vorgenommen werden. So müsste der komplette Untergrund mit Rammkernsonden untersucht werden. Festzuhalten bleibe, so Junicke, dass es trotz „Respekt für die Entwürfe zwar keine Festlegung, aber auch keinen Gegenwind“ gegeben habe. Dies stimme optimistisch.
Eine der vielen Fragen aus dem Publikum galt dann den Zeitläufen, in denen das Vorhaben bautechnisch verwirklicht werden könnte. Worauf Max Dudler eine ebenso klare wie beklatschte Vorgabe machte: „Wenn alles ganz schnell geht, brauchen wir zwei Jahre – und da wir alle so jung auch nicht mehr sind, sollten wir das anstreben!“
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Liebe Burgberg-Freundinnen, liebe Burgberg-Freunde!
Die Veranstaltung im Schloss hat mir gut gefallen. Der Architekt Max Dudler hat uns die moderne Architektur nahe gebracht. Sehr sehr häufig gefällt mir die neue Architektur nicht. Oftmals gefällt mir die Architektur der Gross- und Urgroßväter besser. Bei der Idee zum Burgberg-Turm ist es anders, gut ist die Natursteinfassade. Auch die Proportionen gefallen mir. Ich bin gespannt, wie es uns gelingt, den Entwurf umzusetzen. Bleiben Sie an unserer Seite! Mit guten Grüßen
Leute, seid ihr völlig durchgeknallt? Was hat denn dieses monströse Projekt mit einem „Historischen Burgberg“ zu tun? Ich kann auch gar nicht verstehen, warum sich gerade Herr Junicke für dieses Projekt stark macht. Sein „Aussichtsreich“, das sich wunderbar in die Landschaft einfügt, wird doch durch dieses „Ding“ geradezu erschlagen. Man kann nur hoffen, dass der Denkmalschutz diese Schnapsidee möglichst frühzeitig beendet und potentielle Spender andere sinnvollere Projekt fördern werden.
ITRECKS