Zeitreise

So stellt sich Fördervereins-Mitglied, Redakteur und Heimatforscher Klaus Rötger die Flucht Heinrich IV. im Jahr 1073 durch den Burgbrunnen vor.

Virtuelle Zeitreise – Wissenswertes zur Harzburg

Burgbeschreibung

Von den zwei unterschiedlichen Bergfrieden ist der viereckige in neuer Zeit in geringem Umfang aufgemauert worden (s. Foto). Der Burgumfang und die wenigen Mauerreste sind auf einer Infotafel vor Ort erläutert. Ein in den Fels getriebener Abschnittsgraben trennt die Burg in einen östlichen und einen westlichen Teil. Trinkwasser wurde dem Burgbrunnen vom nahen Sachsenbrunnen durch eine Holzrohrleitung zugeführt. Die Burgruine kann frei besichtigt werden.

Burgname

Alte Bezeichnungen der Burg waren in den Jahren 1071 Hartesburg, 1073 Hartesburc, 1073-76 Hartesburg, 1072 Hartesburg, 1073 Hartesburg, 1073 Harzesburg, 1074 castrum Harzeburch, 1076 castello Hartesburg, 1147 Harzesburg und 1180 Hartesburg. Der Burgname stellt eine Ableitung des Namens des Mittelgebirges Harz dar, der offenbar von „Hart“ stammt. Dabei ist ein Zusammenhang mit „hard“ oder Hardt (Hardthöhe) für „Bergwald“ anzunehmen. Der Ort Bad Harzburg bedeutet „des Harzes Burg“.

Geschichte unter Heinrich IV.

Die Große Harzburg (Hartesburg) wurde während des Burgenbauprogramms in Sachsen 1065 bis 1068 an strategisch günstiger Stelle von König Heinrich IV. errichtet. Heinrichs Baumeister war der spätere Bischof von Osnabrück, Benno II. Die Burg diente der Sicherung der nahen Kaiserpfalz Goslar. Ihre Mauern reichten bis an den Steilrand des Bergkegels heran. Die Burg galt nach damaligen Verhältnissen als uneinnehmbar. Trotz ihrer Wehrhaftigkeit war die Burg zugleich besonders prachtvoll ausgestattet. So enthielt die Burg einen ungewöhnlich großen, dreiräumigen Palas und eine Stiftskirche, in die Heinrich zahlreiche Reliquien überführen ließ. Auch eine Art Familiengruft legte er auf der Burg an, indem er die Gebeine seines jung verstorbenen Bruders Konrad und seines ebenfalls früh verstorbenen Sohnes Heinrich hierher umbettete.

Zum Auftakt des Sachsenkriegs 1073 musste Heinrich IV. mitsamt den Reichsinsignien aus der Kaiserpfalz Goslar auf die Harzburg fliehen. Angeblich seien ihm 60.000 Belagerer gefolgt und seine Burgbesatzung habe 300 Mann betragen. Der König floh schließlich der Sage nach durch den Brunnen der belagerten Burg und einen Geheimgang. Im Frieden von Gerstungen vom 2. Februar 1074 musste Heinrich der Schleifung seiner Burgen, darunter auch die Harzburg, zustimmen. Er zögerte die Zerstörung aber hinaus und ließ nur die Mauern und Türme der Harzburg umlegen, während die Gebäude stehen blieben. Die Harzburg wurde daraufhin im Frühjahr 1074 von aufgebrachten Bauern der Umgebung geplündert und vollkommen zerstört. Dabei wurden auch die Stiftskirche nicht verschont und die königliche Familiengruft geschändet. Dies bot für Heinrich den Anlass, erneut mit aller Härte gegen die aufständischen Sachsen vorzugehen und so erfolgte am 9. Juni 1075 die Niederlage der aufständischen Sachsen in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut.

 Quelle und weitere Informationen: Wikipedia

Heinrich IV. und die Sachsen

Foto: Wikipedia, gemeinfrei

In der Nacht vom 9. auf den 10.August 1073 ereignete sich auf dem Burgberg eine hoch dramatische Geschichte. Der vermutlich in Goslar geborene deutsche König Heinrich IV., der 1084 zum deutschen Kaiser gekrönt wurde, musste aus der von ihm hier gebauten Burg, die von Tausenden aufständischer Sachsen belagert wurde, fliehen. Das geschah der Sage nach auf ganz besonders spektakuläre Weise durch einen geheimen Gang im Burgbrunnen. Es gibt zwar einen Wasserzufluss-Kanal für den Brunnen, ob er aber als Fluchttunnel in Frage kommt, ist umstritten. Grabungen in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts haben allerdings so etwas wie einen Gang freigelegt. Fest steht auch, dass der Kaiser fliehen musste und zwar Hals über Kopf.

König Heinrich IV., fränkischer Herrscher aus dem Geschlecht der Salier, hatte die Burg in der Nähe seiner Kaiserpfalz Goslar ab dem Jahr 1065 bauen lassen. 1068 war sie soweit fertig gestellt, dass er dort seinen Hofstaat versammeln konnte. Architekt war der Ratgeber des noch jungen Königs, Benno, der spätere Bischof Benno II. von Osnabrück. Der Bau der Harzburg diente, wie der Bau einer Reihe von anderen Burgen auch, zur Sicherung der Macht, die von den einheimischen Sachsen immer wieder in Frage gestellt wurde. Die wichtigste und größte unter diesen Burgen des Harzes wurde jedoch die Harzburg. Hier war der königliche Sitz und der Standort eines ungewöhnlich aufwändigen Kollegiatsstiftes. Die Burgstelle war hervorragend gewählt. Sie befindet sich auf einer weitgehend isolierten, von drei Seiten durch Steilhänge bereits natürlich geschützten Bergkuppe, welche das unter ihr liegende Radautal um etwa 180 Meter überragt. Von hier aus war ein großer Teil des Nordharzgebietes zu übersehen.

Der Bau der Harzburgen, wie auch eine wenig diplomatische Regierungsweise des noch jungen Königs, führten schon bald zu immer stärkerem Widerstand im sächsischen Volk, das für den Burgenbau zu schwerer Fronarbeit herangezogen wurde. 1073 kam es zu offener Empörung. Ein gewaltiges Sachsenheer, es ist von 20.000 Mann die Rede, zog gegen Goslar. Als Heinrich IV. von dort aus auf seine neue Festung flüchtete, wandten sich die Aufständischen gegen die Burg und schlossen sie am 5. August 1073 ein.Wenige Tage später glückte dem Kaiser jedoch auf die oben beschriebene Weise die Flucht mit den Reichsinsignien. Über den von ihm genommenen Weg über den Harz, er heißt heute der Kaiserweg, gelangte er über Eschwege und Hersfeld nach Ostfranken. Die jetzt wohl nur noch halbherzig vorgenommenen Angriffe gegen die Harzburg scheiterten trotz der großen Zahl der Belagerer und der relativ geringen der Verteidiger auf der Harzburg. Ein Zeugnis aus jener Belagerung ist noch heute sichtbar. Die so genannte Harzburger Höhle, ein Stollen, der von der Krodotalseite des Burgberges auf den Fuß des Burgbrunnens zielt, wird als der Versuch gewertet, den Belagerten das Wasser abzugraben.

Das Schicksal der ersten großen Harzburg erfüllte sich aber trotz des heldenhaften Einsatzes der Burgbesatzung sehr schnell. Der König sammelte ein Heer und zog gegen die aufständischen Sachsen. Am 27. Januar 1074 kam es bei Hersfeld zu einer Schlacht, die mit einer schweren Niederlage Heinrichs endete. Bei Friedensverhandlungen in Gerstungen musste er unter dem Druck der erlittenen Niederlage dem Schleifen seiner Harzburg zustimmen. Im März hielt sich Heinrich wieder in Goslar auf und belohnte die Besatzung der Harzburg wegen ihres Ausharrungsvermögens auf provokative Weise. Er versuchte auch das Schleifen der Burg aufzuhalten. Drei Tage nach der Abreise des Königs geriet der Volkszorn jedoch aus den Fugen. Die Burg wurde niedergerissen, die Kirche zerstört, die Gräber geschändet und geplündert. Das rief allgemein große Empörung im Lande hervor. Heinrich IV. konnte ein neues Heer sammeln. 1075 kam es zur Entscheidungsschlacht, und diesmal unterlagen die Sachsen total.

Die Ausgrabungen auf der Harzburg

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs das historische Interesse an der Harzburg und wurden ernstzunehmende wissenschaftliche Quellenstudien betrieben. Werke des Harzburger Forstschreibers Leonhard und des Wernigeröder Regierungsrates Delius führten dazu, dass die Ruinen nicht mehr nur als Steinbruch angesehen, sondern nach dem damaligen Verständnis und Vermögen gesichert wurden.

Ziemliches Durcheinander

Der in Harzburg wirkende Forstrat Robert Nehring unternahm in den Jahren zwischen 1902 bis 1904 umfangreiche Grabungen, die zwar nach dem heutigen Standard viele Unzulänglichkeiten aufwiesen, aber dennoch grundlegende Erkenntnisse über die bauliche Gestalt der mittelalterlichen Burg erbrachten. Das war nicht ganz einfach, denn in den Jahrhunderten, in denen die Burg existierte, wurde zerstört, aufgebaut, abgerissen und abgelagert, so dass letztlich ein ziemliches Durcheinander entstanden war.

Während und nach der Zeit der ersten Grabung wurden Teile der Burg wieder aufgeführt. Beispielsweise wurden an mehreren Stellen Reste der Ringmauer ergänzt. Ferner wurde das Innere und die zusammengefallene Nordseite des so genannten Pulverturms, der Kaiser Otto IV. zugeschrieben wird, neu aufgebaut. Heute hat der Pulverturm, in dem einst sogar die Reichsinsignien aufbewahrt worden sein sollen, eine umfangreiche Restaurierung durch den Förderverein Historischer Burgberg und mit Hilfe von Sponsoren erfahren. Der Turm wurde gesichert, Teile neu aufgemauert und eine Aussichtsplattform installiert, die einen Blick auf die Ostburg ermöglicht und damit auf wesentliche Anlagen der alten Salierburg.

Landesmuseum für Geschichte und Volkstum

Die nächsten Grabungen erfolgten 1958 bis 1960 durch das Braunschweigische Landesmuseum für Geschichte und Volkstum. Sie wurden von Hans-Adolf Schultz geleitet. Einen erheblichen Fortschritt verzeichnete die Harzburg-Forschung durch die großflächigen Ausgrabungen des Amtes für Denkmalspflege Hannover unter der Leitung von Maria Keibel-Maier in der Zeit von 1970 bis 1975. Die Grabungen wurden durch geplante Bauvorhaben auf dem Areal der so genannten Ostburg ausgelöst, die allerdings zur Freude der Denkmalsfreunde nie zum Tagen kamen. Untersucht wurde der ganze Ostteil und kleine Flächen der Westburg im Bereich eines dort geplanten Cafés, das dann auch realisiert wurde. Nach Abschluss der Arbeiten wurde wenigstens auf dem Ostteil ein Großteil der Mauerbefunde denkmalpflegerisch gesichert und mit Hinweistafeln versehen.

Zerstörerischer Bau eines Cafés

Die freigegrabenen Mauerreste auf dem Westteil wurden durch den Bau des Cafés überdeckt oder zerstört. Die bei allen Grabungen gemachten Funde, soweit sie noch vorhanden sind und vom Landesmuseum gesichert wurden, können heute im Museum in der Remise in Bad Harzburg, Forstwiese, betrachtet werden. Eine Initiative von Förderverein Historischer Burgberg, Harzklub-Zweigverein Bad Harzburg und des Landesmuseums in Braunschweig hat im Zusammenwirken mit Sponsoren eine Möglichkeit geschaffen, die Funde in angemessener Form in der Stadt Bad Harzburg selbst zu präsentieren.

Die Burgreste heute

Die Burgruinen verteilen sich heute auf einen östlichen und einen westlichen Teil des Gesamtareals. Insgesamt sind allerdings nur wenige Reste überhaupt erhalten. Die beiden Teile werden durch einen Graben geteilt. Wann der Abschnittsgraben entstand, ist nicht genau festzustellen. Vermutlich bildete die Burg Heinrichs IV. noch eine Einheit, und der Graben wurde geschaffen, als sich in späteren Zeiten die Burganlagen auf den westlichen Teil beschränkten. Die Ost- und die Westburg wurden 1902 durch eine steinerne Brücke verbunden, die sich über den bis dahin trennenden Graben spannt.

Die ältesten Baureste aus dem 11. Jahrhundert wurden bei den Ausgrabungen der 70er Jahre überwiegend auf dem östlichen Teil freigelegt. Sie sind heute als aufgehendes Mauerwerk sichtbar und durch Hinweisschilder der Gesamtanlage zuzuordnen. Durch die topografische Eigenart des Burgberges war die Ostseite die am meisten zu sichernde. Hier entstanden dann auch entsprechende Befestigungswerke. Insbesondere ins Auge fallen die Reste eines Burgtores mit Torkammer an der Südseite sowie die Fundamente eines Palas’ und eines runden Turmes. Im Gegensatz zu den großen Flächengrabungen im östlichen Teil ist auf der Westburg nur ein kleiner Bruchteil der Gesamtfläche freigelegt worden. Deshalb gibt es auch nur wenige sichtbare Überreste der ersten Burg. Die meisten Zeugen aus alter Zeit wurden dann auch noch 1976 durch ein Café überbaut.

Das Kammertor

Im südöstlichen Bereich befand sich, rechtwinklig zum Mauerlauf versetzt, ein Tor. Durch den Versatz wurde erreicht, dass sich potenzielle Angreifer der Burg mit der rechten, vom Schildarm ungedeckten Seite dem Tor nähern mussten. Offenbar hat sich hinter dem Tor nach innen eine Torkammer befunden. Unklar bleibt, wie der Zufahrtsweg zu diesem Tor führte, immerhin fällt das Gelände hier steil zum Wehrgraben ab. Die älteren Ausgrabungen und die Anlage eines Wanderweges um 1908 haben aussagefähige Spuren zerstört.

Steinmetz. KR. M.A-W

Computer-Rekonstruktion des Zwingers an der Ostseite der Burg nach den Ausgrabungsfunden. Erstellt von Philipp Matschoß.

Der Zwinger

Diese Seite der Burganlage war der schwächste Punkt zur Verteidigung. Deshalb wurde gerade hier die stärkste Befestigung durch den Bau eines Zwingers mit Rund-Turm und Burgmauer erstellt. Das östliche Verteidigungswerk, ein Donjon mit zweiflügeligem Wohnturm, war fugenlos in einheitlichem Mauerwerk aufgeführt. Auf beiden Seiten sind diese Ecken derart eingefugt, dass man davon ausgehen muss, dass dieser Gebäude älter oder zumindest gleichalt als Ringmauer und Tor ist. Viele bedeutsame Spuren sind durch die ursprüngliche Schleifung, allgemeine Zerstörungen, durch frühere Grabungen und nicht zuletzt durch die Anlegung eines Wanderweges um die Ostburg zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, verwischt worden.

Der Rundturm

Text in Arbeit

Der Palas

Text in Arbeit

Bereits 1967 war man auf dem Burgberg (vergebens) einer Kapelle auf der Spur. Foto: Ahrens-Archiv/Bad Harzburg-Stiftung

Mögliche Krypta

Es handelt sich um eine künstliche Felsenvertiefung mit einer Fläche von 12 mal 12 Meter und einer Tiefe von 1,60 Meter, die bei den Grabungsarbeiten von Maria Keibel-Maier in den Jahren zwischen 1970 und 1975 auf der Ostseite des Abschnittsgrabens freigelegt wurde. Offensichtlich hat hier ein großes Gebäude mit einem massiven Unterbau gestanden. Die Ansicht, hier hätten sich Reste der königlichen Gruft befunden, die bei den beschriebenen Ereignissen des Jahres 1075 von den Sachsen geschändet worden sei, hat sehr viel für sich.

Steinmetz. KR. M.A-W

Burgmodell von 1574

Eine Bestandsaufnahme von 1574 zeigt den Zustand der Burg in diese Zeit. Unsicher und im Einzelnen nicht überprüfbar sind verschiedene Übermittlungen über Wiederaufbautätigkeit im späten 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ein Modell der Harzburg des Jahres 1574 wurde Karfreitag 2014 nach mehr als sieben Jahre Planung, Gespräche mit Behörden und Sponsoren, und vielen Stunden Vereinsarbeit eingeweiht.

Die Geheimnisse des Burgbrunnens auf der Harzburg

Von Bergingenieur Horst Woick

Der Burgbrunnen auf dem Großen Burgberg in Bad Harzburg birgt so einige Geheimnisse. Wann und wie wurde dieser rund 57 Meter tiefe Wasserspeicher mit einer Wasserleitung aus den Bergen erstellt? Wie floh der König Heinrich IV. von der Harzburg? Ist seine Krone bei der Flucht wirklich in den Brunnen gefallen, wie es der Sage nach geschah? Gibt es einen Fluchtstollen? Diese Fragen  bewegten schon viele Generationen und so kamen Bad Harzburger Bürger in den Jahren 1966 und 1968 auf den Gedanken, nach Antworten zu forschen. Der Initiator, Hans-Henning Borchardt, wollte anlässlich eines Kommunalwahlkampfes den Burgbrunnen erforschen, die verlorene Krone aus dem Sumpf heben, den sagenhaften Fluchtstollen suchen und damit den begehrten Sitz im Stadtrat erringen. Die freiwillige Feuerwehr und das technische Hilfswerk stellten die technische Ausrüstung, um das Brunnenwasser auszupumpen und eine Personen-Seilfahrt zu ermöglichen.

So ging man frohen Mutes an Werk. Die benzinbetriebenen Pumpen stellten aber in etwa 20 m Teufe ständig ihren Betrieb ein. Ein fachkundiger Bergingenieur im städtischen Bauamt wurde zu Hilfe gerufen. Ganz einfach, durch den Verbrennungsbetrieb der Pumpen fehle es im Schacht an Sauerstoff!

Also mussten elektrische Pumpen beschafft werden.  Nach 14 Tagen wurden die Arbeiten fortgesetzt und das Wasser war schnell abgepumpt. Hans-Henning Borchardt ließ sich an einem nicht ganz vertrauenswürdigen Stahlseil in den Brunnen hinab. Schnell verhedderte er sich tief im Brunnen in den vielen Kabeln und Wasserschläuchen und war heilfroh, als er wieder das Tageslicht erblickte. Der Bergingenieur ließ sich als nächster hinab und stand bei rund 42 m Teufe auf einer Geröllhalde. Mit einem alten Gartenstuhl als Mitbringsel kam er wieder an die Oberfläche. Die reale Teufe soll nach älteren Angaben 57 Meter betragen. Damit betrug die vorhandene Geröllschüttung gut 15 Meter oder rund 200 Kubikmeter. Diese sollte aus dem Brunnen entfernt werden, um in den Sumpf zu gelangen. Verschiedene ältere Bad Harzburger stellten aber fest, dass angeblich am Ende des 2. Weltkrieges der Volkssturm sich seiner Waffen und Munition im Brunnen entledigt hatte. Damit wurde von einer Säuberung des Brunnens abgesehen. Die sagenhafte Krone bleibt damit, wo sie ist.

Eine Sensation war die Entdeckung eines Stollens in etwa 12 Meter. Bisher waren namhafte Archäologen immer davon ausgegangen, dass, wenn es einen Stollen geben sollte, dieser in viel größerer Teufe, unter dem Schutt,  anzutreffen sein würde. Ein Fluchtstollen von mehreren Kilometer Länge ist auf viele Burgen immer eine sagenhafte Überlieferung und danach gibt es auch auf der Harzburg real keinen Stollen, basta. Nun war plötzlich die Erkenntnis eine andere! Eilig wurde eine Arbeitsbühne in den Brunnen gehängt, um den Einstieg in den Stollen zu erleichtern.

Eine Begehung (bergmännisch: Befahrung) war aber wegen des Gerölls so schnell nicht möglich. Mit dem Ergebnis der Erkundungen war man aber letztlich zufrieden und die Aktion wurde eingestellt. Es blieben viele Fragen offen. Wurde der Brunnen, eine Wasserzuleitung aus den Bergen und dieser Wasserzuleitungstollen zu Zeiten der ersten Harzburg um 1065 ohne Sprengstoff oder erst viel später unter Zuhilfenahme von Sprengstoff erstellt? Wurde diese Anlage beim Bau der Harzburg in rund drei Jahren so komplett  oder über einen viel längeren Zeitraum phasenweise gebaut? Was für eine gewaltige bergmännische Leistung steht hinter der Abteufung des Burgbrunnens! Durch sehr harten Hornfels bis zu 57 Meter Teufe. Ohne Sprengstoff, nur mit Schlägel und Eisen, eine unvorstellbare Arbeit.

Die Wasserleitung zum Burgbrunnen

Insbesondere ist auch die Wasserleitung, die vom Kleinen Spüketal kommend in den Brunnen mündet, zu erwähnen. Das Brunnenwasser wurde also ständig durch Frischwasser ergänzt.Auch diese 1,3 Kilometer lange Wasserleitung stellt eine ganz besondere Ingenieurleistung dar. Sie bestand aus 52 Zentimeter langen konischen Tonröhren, die ineinander gesteckt wurden. Natürlich war die Wasserleitung im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten.Wieder entdeckt wurde sie in Epochen 1855, 1898 und 1929. Das geschah erstmals bei den Versuchen des Burgberghotelwirtes selbst eine Wasserleitung zu legen und dann beim Bau der Seilbahn zum Burgberg. Die Leitung führte vom kleinen Spüketal zur Säperstelle, am Sachsenberg entlang zum Antoniusplatz und von hier durch einen Stollen am nördlichen Burgberghang entlang in den Brunnen. An der Säperstelle gibt es heute den so genannten ,,Sachsenbrunnen“, der eigentlich kein Brunnen ist, sondern eine Anzapfstelle der alten Wasserleitung.Wer aus dem Sachsenbrunnen trinkt, kann das mit dem Bewusstsein tun, aus einer der ältesten Wasserleitungen Deutschlands seinen Durst zu stillen.